mikesch
12.08.2008, 22:18
Hallo,
in Anbetracht der Tatsache, dass hier immer wieder gefordert wird, von sich zu erzählen, aber auch, weil ich in diesem Monat 2 Jahre spielfrei bin - sozusagen als Jubiläum - habe ich mich entschlossen, meine Spielerkarriere, die ich vor knapp 1,5 Jahren hier aufzeichnete noch einmal hervorzuholen:
vom 13.03.07
"An Alle!
Zunächst ist es mir ein besonderes Bedürfnis, mich einmal für meinen ersten Beitrag zu entschuldigen.
Es ist jetzt eine Woche her, seitdem ich dieses Forum gefunden habe. Es ist mein erstes Forum und ich war ziemlich begeistert, hier meine Erfahrungen weiterzugeben wie einfach es für mich war und ist, nie wieder spielen zu müssen. Wer diesen Beitrag gelesen hat, muss zumindest die Überschrift ziemlich naiv, hochtrabend, besserwisserisch oder auch blauäugig gefunden haben. So auf jeden Fall geht es mir, nachdem ich mich jetzt einige Tage immer mal wieder durch die bisherigen Beiträge gelesen habe.
Zu meiner Entschuldigung sei gesagt: ich hatte schon immer ein "Helfersyndrom". Im zarten Alter von 12 Jahren habe ich aktiv mit einer kirchlichen Jugendgruppe Drogentherapiezentren usw. besucht. Mein sehnliches Wunsch war es immer Sozialtherapeutin zu werden. Hat zwar nicht geklappt, aber auch in meinem jetzigen Beruf spiele ich die Feuerwehr, über Schadensbegrenzung aus, tröste, verteidige und und und... auch wenn es kein sozialer Beruf ist.
Nun aber zu meiner Spielsucht:
Aktiv ans Spielen gekommen bin ich mit ca. 19 Jahren. Mein damaliger Freund steckte 1 DM in einen Automaten und bekam über 100 DM wieder heraus. Das kann ich auch, sagte ich mir und damit begann der klassische Einstieg. Wir gingen in die Spielhalle, meist jeder für sich und jeder heimlich.
An den Lügen, aber auch aus Mangel an Liebe und an Geld ging diese Beziehung nach 5 Jahren in die Brüche. Viele Probleme, hauptsächlich auch finanzieller Art begleiteten mich, und nichts war einfacher als alles zu vergessen, indem ich spielen ging. Auf die Idee, dass ich damals schon süchtig war, bin ich echt nicht gekommen. Finanziert habe ich mich außer mit meinem Verdienst mit Krediten. Auch kriminelle Aktionen habe ich mir damals überlegt, aber ich war zu feige.
Meinen Mann sah ich das erste Mal in einer Spielhalle. Viele Jahre (auch nach der Geburt unserer Tochter) haben wir gemeinsam gespielt, viele Jahre beide nicht. Als unsere Tochter geboren war, spielten wir gar nicht mehr, es ging uns gut, viel hatten wir nie, aber wir konnten leben, nur leisten konnten wir uns nichts. Mein Mann spielte irgendwann wieder und ich war sauer - nicht das er das wenige, was wir besaßen verspielte, sondern dass er "unserem" Vergnügen allein nachging.
Natürlich habe ich das nicht gesagt, wir haben geredet und ich habe an seine Verantwortung unserem Kind und mir gegenüber appeliert. Ihr glaubt es nicht: ich hatte Erfolg! Statt sein Geld in die Automaten zu stecken, fing er an zu sparen, er wurde regelrecht geizig, aber nicht seiner kleinen Familie gegenüber sondern nur sich selbst. Das hat uns in späterer Zeit oft geholfen, aber ich habe es auch ausgenutzt, konnte ich doch die Konten leerspielen und es war immer ein Notgroschen vorhanden. Da er Fernfahrer ist, war er sehr selten zu Hause. Irgendwann kam ich auf den Trichter, mal so ab und zu spielen kann ja nicht schaden. So schlidderte ich wieder in die Abhängigkeit, allerdings viele Jahre so, dass er es nicht bemerkte oder ich mich mit Notlügen über Wasser halten konnte. Ich spielte sozusagen am Limit der untersten Grenze unseres Kontos und außerdem nur, wenn ich mein Kind unter Aufsicht wußte und Geld da war. Natürlich war ich der Meinung, ich hätte alles voll unter Kontrolle. Und unter Kontrolle hatte ich leider auch unsere Konten. Ca. 3 oder 4 mal in den letzten 15 Jahren hat mein Mann mich "erwischt". Verziehen hat er mir immer wieder, versprochen, nicht mehr zu spielen habe ich unzählige Male. Zum Zeichen seines Vertrauens, dass mich bestärken sollte, behielt ich die Aufsicht über alle Konten. Selbstverständlich habe ich ausgiebig davon Gebrauch gemacht, dass immer mühsam in der spielfreien Zeit angesparte Geld so schnell wie möglich in der Spielhalle auszugeben.
Vor ca. 5 Jahren wurde der Spieltrieb extremer. Ich war ziemlich erfolgreich in meinem Beruf und (wir wohnen in einem relativ kleinen Ort in Nds.) fuhr damit ich unerkannt blieb, regelmäßig in die umliegenden Kleinstädte zum Spielen...
in Anbetracht der Tatsache, dass hier immer wieder gefordert wird, von sich zu erzählen, aber auch, weil ich in diesem Monat 2 Jahre spielfrei bin - sozusagen als Jubiläum - habe ich mich entschlossen, meine Spielerkarriere, die ich vor knapp 1,5 Jahren hier aufzeichnete noch einmal hervorzuholen:
vom 13.03.07
"An Alle!
Zunächst ist es mir ein besonderes Bedürfnis, mich einmal für meinen ersten Beitrag zu entschuldigen.
Es ist jetzt eine Woche her, seitdem ich dieses Forum gefunden habe. Es ist mein erstes Forum und ich war ziemlich begeistert, hier meine Erfahrungen weiterzugeben wie einfach es für mich war und ist, nie wieder spielen zu müssen. Wer diesen Beitrag gelesen hat, muss zumindest die Überschrift ziemlich naiv, hochtrabend, besserwisserisch oder auch blauäugig gefunden haben. So auf jeden Fall geht es mir, nachdem ich mich jetzt einige Tage immer mal wieder durch die bisherigen Beiträge gelesen habe.
Zu meiner Entschuldigung sei gesagt: ich hatte schon immer ein "Helfersyndrom". Im zarten Alter von 12 Jahren habe ich aktiv mit einer kirchlichen Jugendgruppe Drogentherapiezentren usw. besucht. Mein sehnliches Wunsch war es immer Sozialtherapeutin zu werden. Hat zwar nicht geklappt, aber auch in meinem jetzigen Beruf spiele ich die Feuerwehr, über Schadensbegrenzung aus, tröste, verteidige und und und... auch wenn es kein sozialer Beruf ist.
Nun aber zu meiner Spielsucht:
Aktiv ans Spielen gekommen bin ich mit ca. 19 Jahren. Mein damaliger Freund steckte 1 DM in einen Automaten und bekam über 100 DM wieder heraus. Das kann ich auch, sagte ich mir und damit begann der klassische Einstieg. Wir gingen in die Spielhalle, meist jeder für sich und jeder heimlich.
An den Lügen, aber auch aus Mangel an Liebe und an Geld ging diese Beziehung nach 5 Jahren in die Brüche. Viele Probleme, hauptsächlich auch finanzieller Art begleiteten mich, und nichts war einfacher als alles zu vergessen, indem ich spielen ging. Auf die Idee, dass ich damals schon süchtig war, bin ich echt nicht gekommen. Finanziert habe ich mich außer mit meinem Verdienst mit Krediten. Auch kriminelle Aktionen habe ich mir damals überlegt, aber ich war zu feige.
Meinen Mann sah ich das erste Mal in einer Spielhalle. Viele Jahre (auch nach der Geburt unserer Tochter) haben wir gemeinsam gespielt, viele Jahre beide nicht. Als unsere Tochter geboren war, spielten wir gar nicht mehr, es ging uns gut, viel hatten wir nie, aber wir konnten leben, nur leisten konnten wir uns nichts. Mein Mann spielte irgendwann wieder und ich war sauer - nicht das er das wenige, was wir besaßen verspielte, sondern dass er "unserem" Vergnügen allein nachging.
Natürlich habe ich das nicht gesagt, wir haben geredet und ich habe an seine Verantwortung unserem Kind und mir gegenüber appeliert. Ihr glaubt es nicht: ich hatte Erfolg! Statt sein Geld in die Automaten zu stecken, fing er an zu sparen, er wurde regelrecht geizig, aber nicht seiner kleinen Familie gegenüber sondern nur sich selbst. Das hat uns in späterer Zeit oft geholfen, aber ich habe es auch ausgenutzt, konnte ich doch die Konten leerspielen und es war immer ein Notgroschen vorhanden. Da er Fernfahrer ist, war er sehr selten zu Hause. Irgendwann kam ich auf den Trichter, mal so ab und zu spielen kann ja nicht schaden. So schlidderte ich wieder in die Abhängigkeit, allerdings viele Jahre so, dass er es nicht bemerkte oder ich mich mit Notlügen über Wasser halten konnte. Ich spielte sozusagen am Limit der untersten Grenze unseres Kontos und außerdem nur, wenn ich mein Kind unter Aufsicht wußte und Geld da war. Natürlich war ich der Meinung, ich hätte alles voll unter Kontrolle. Und unter Kontrolle hatte ich leider auch unsere Konten. Ca. 3 oder 4 mal in den letzten 15 Jahren hat mein Mann mich "erwischt". Verziehen hat er mir immer wieder, versprochen, nicht mehr zu spielen habe ich unzählige Male. Zum Zeichen seines Vertrauens, dass mich bestärken sollte, behielt ich die Aufsicht über alle Konten. Selbstverständlich habe ich ausgiebig davon Gebrauch gemacht, dass immer mühsam in der spielfreien Zeit angesparte Geld so schnell wie möglich in der Spielhalle auszugeben.
Vor ca. 5 Jahren wurde der Spieltrieb extremer. Ich war ziemlich erfolgreich in meinem Beruf und (wir wohnen in einem relativ kleinen Ort in Nds.) fuhr damit ich unerkannt blieb, regelmäßig in die umliegenden Kleinstädte zum Spielen...